Review – Profanity – Fragments Of Solace

Erscheinungsdatum: 04.12.2020

Label: Independent

Genre: Technical Brutal Death Metal

Spieldauer: 40:43

Tracklist:

  1. Disputed Territory (feat. Dave Suzuki)                     04:52
  2. Progenitor of the Blaze                                                 06:39
  3. Reckless Souls                                                                08:23      
  4. Where Forever Starts (feat. Martl Bauer)                 09:12      
  5. Towards the Sun (feat. Matt Sotelo & Dima Orlov) 04:48      
  6. Ceremony of the Rotten (feat. Terrance Hobbs) 04:38      
  7. The Autopsy                                                                02:02    

Weblinks:

http://www.profanity.de/

https://www.facebook.com/ProfanityDeathMetal/

https://profanitydeathmetal.bandcamp.com/

Wenn Profanity ein neues Album produzieren sind die Erwartungen natürlich hoch und es war ein jahrelanger Prozess, der voraus geht. Jedoch hat dieser Prozess endlich wieder einmal Früchte getragen und „Fragments Of Solace“ steht in den Regalen. Brutalster und technisch enorm anspruchsvoller Death Metal ist immer so eine Sache, entweder wirklich nur für Musiknerds genießbar oder aber so gut abgestimmt, dass es jedem, der auf harte, schnelle und durchhämmernte Musik steht, nicht zu anspruchsvoll erscheint. Wie von Profanity bekannt, handelt es sich um die zweite Variante und sollte der gesamten Szene wieder viel Freude bereiten. Wie man es auch schon vom legendären Vorgänger, „The Art Of Sickness“, kennt haben sich die Augsburger Jungs auch wieder einen bunten Strauß an befreundeten Gastmusikern eingeladen, um ihren neusten Meisterstreich zu präsentieren. Ladys and Gentleman, auch wir präsentieren euch: „Fragments Of Solace“

Und es kommt, wie es kommen musste. Bereits beim ersten Anschlag von „Disrupted Territory“ weiß jeder Metaler, welche Stunde es geschlagen hat und wo er sich musikalisch befindet. Denn „It started with a blast!“ und dieser verschallt auch nicht so schnell, sondern wird zum Dauergast. Für diesen Song wurde sich auch gleich Unterstützung aus Übersee geholt und niemand geringeres als „Dave Suzuki“, der sich unter Anderem mit Bands wie „Vital Remains“ einen Namen gemacht hat, der die Leadgitarre ordentlich zum Zittern bringt. Dazu brutale Vocals und wieder eine geniale Produktion, die in den „Deep Deep Pressure Studios“ des Bassisten „Lukas Haidinger“ zur Perfektion getrieben wurde. Es kommen nämlich tatsächlich auch gute Sachen aus Braunau, entgegen der allgemeinen Historie.

Und Zeit zum Erholen wird einem nie vergönnt, wenn Profanity das Wort haben. Und so geht es gnadenlos weiter, wenn „Progenitor of the Blaze“ die Flamme entzündet und durch die Boxen feuert. Eingängige und komplexe Gitarrenläufe wechseln die Untermalung und den Takt stetig in einem wilden Wechsel, so dass keine Langeweile entstehen kann, auch wenn manchmal der Eindruck entsteht, dass nicht alles gerade heraus gespielt wird. Doch nachdem dies ja auch so sein soll, wirkt dies dann auch nie unpassend, sondern stellenweise sogar ehr etwas verträumt und das obwohl einem der Dampfhammer direkt durch den Gehörgang fährt, ohne Gefangene zu machen.

Rücksichtslos geht es mit „Reckless Souls“ zur Sache, denn hier kann auf nichts Rücksicht genommen werden, was sich dem Song in den Weg stellt. Mit viel Tempo, viel Geballer und Wechsel auf Wechsel, wird hier nach den Sternen gegriffen. Doch der Griff alleine reicht ja nicht aus, doch Profanity schaffen es mit dem mit fast neun Minuten langen Song, den Griff fest zu umschließen und die Sterne beim Schopf zu packen und zur Erde zu reißen. Und trotz der hohen Geschwindigkeit kann man jedes Instrument perfekt und klar heraushören und genießen, solange man aufmerksam bleibt und der Kopf beim Hören mit den Melodien geht. Aber spätestens ab dem zweiten Durchgang sollte dies gewährleistet sein. Zwei Durchgänge, zwei Worte zum Song: Einfach genial!

„Where Forever Starts“? Nun wer weiß das schon? Was ist für die Ewigkeit? Wo beginnt sie und wo führt sie hin? Nun ja, sie führt zu einem fast zehnminütigen Song, der einen mit seinem Orgelintro erst einmal genau darauf einstimmt, und bei dem sich Gitarrist Tom mit seiner erstklassigen Gitarrenarbeit beim Schreiben sicherlich den ein oder anderen Finger verrenkt, oder ihn gar komplett verknotet hat, während Armin am Schlagzeug einfach alles plattmäht, was auch nur in sichtbarer Umgebung liegt. Unterstützen ließen sich die Jungs dabei von ihrem ex-Bassisten „Martl Bauer“. Hier startet dann auch das Unendliche, denn dieser Song ist für nichts anderes gemacht, als geschichtlich in die Technical Death Metal Historie einzugehen.

Nach diesem wilden und verstörenden Ritt durch das Universum, wird man mit „Towards The Sun“ dann aber direkt wieder in die Bahn geleitet und kennt sein Ziel. Variationen für den Zuhörer entstehen hier in erster Linie tatsächlich durch die beiden Gastmusiker, die dem sehr guten Klangbild von Profanity noch einmal ein paar andere Farben verpassen. Und die haben es in sich. Niemand geringeres als „Matt Sotelo“ von „Decrepit Birth“ an der Leadgitarre und der russischen Überstimme von „Dmitry Orlov“ (bekannt von „Fetal Decay“) verleihen diesem Song noch einmal ganz besondere Würze und dürften gerade bei Fans von „Cryptopsy“ besonders gut ankommen.

Und so geht es heiter weiter. Würde die Augsburger Puppenkiste Theater für Erwachsene machen, a la „Meet the Feebles“, (was mir persönlich sicherlich gut gefallen würde und worüber die Augsburger Theaterproduzenten mal ernsthaft nachdenken sollten), gäbe es ab sofort nur noch ein Lied, dass den Titelsong stellen sollte. „Ceremony Of The Rotten“ (vielleicht sogar der passende Titel der Theaterstücke) erfüllt wieder einmal alles, ja einfach ALLES, was dem Herz des Fans von technischem Death Metal gefällt. Highspeed bis Groove, Technik zu Bombenhagel an den Drums. Und auch hierfür hat man sich wieder einen Gast mit ins Boot geholt. Kein unbekanntes Gesicht der Szene, aber auch bei Profanity Scheiben kein Unbekannter. Bereits auf „The Art Of Sickness“ lieferte kein geringerer als „Terrance Hobbs“, den jeder von „Suffocation“ kennt, seinen Beitrag. Dass die Profanity Jungs selbst riesige Suffocation Fans sind, kann ja niemand mehr bestreiten, aber es freut mich immer zu sehen, dass es nicht nur Fans, sondern auch Freunde sind, die so der persönlichen Beziehung und Ehrfurcht zueinander noch einmal Ausdruck verleihen. Also liebe Augsburger Puppenkiste, haltet euch ran, der Soundtrack ist bereits geschrieben.

Fast vierzig Minuten sind vergangen, seit meine Reise durch Raum, Zeit, Tempo, komplexen Partituren und dem richtigen Nachdruck dahinter begonnen hat. Eigentlich ausreichend für den Moment, aber Profanity währen nicht Profanity, wenn sie nicht immer noch einen draufsetzen könnten. Und so kam es, dass man zum Schluss noch einen Rausschmeißer bekommt, bei dem alles was diese Musiksparte braucht, auf kürzeste Zeit konzentriert wurde. „The Autopsy“ erinnert von der Länge her fast schon ein bisschen an Grindcore, hat jedoch davon abgesehen nichts damit zu tun. In der Kürze liegt die Würze, sagt man so schön, und so wird man innerhalb von zwei Minuten noch einmal komplett durch und vor die Tür geschüttelt. Starker Abgang, der fehlen würde, selbst wenn man ihn nicht kennen würde.

Fazit Mit „Fragments Of Solace“ beweisen Profanity wieder einmal, dass sie in Deutschland auf jeden Fall zu den großen Königen des Rhythmen- und Tempowechsels gehören. Mit „The Art Of Sickness“ haben sie bereits 2017 ein Album vorgelegt, das für jeden Genrefreund einfach nur perfekt war und man dachte, man bräuchte nicht zwangsläufig noch eine Steigerung davon. Doch dieser Gedanke war so nicht ganz richtig und die Steigerung kam mit „Fragments Of Solace“ auf jeden Fall noch einmal obendrauf, Gott sei Dank. Ein neues Meisterwerk wurde geschaffen und wer auf technischen Death Metal abfährt, für den ist „Fragments Of Solace“ eine Pflichtveranstaltung. Ich kann es auch kaum erwarten die Jungs wieder live zu sehen, da dies immer ein Fest für die Sinne ist!

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