Review: Morgenröthe – Hiver Social

Erscheinungsdatum: 28.2.2023

Label: Talheim Records

Genre: Post Black Metal
Spieldauer: 43:34

Tracklist:

  1. La Mort Sociale
  2. Nihilist
  3. Outre Monde
  4. Isolation
  5. Fall
  6. Le Pouvoir Symbolique

Morgenröthe erwachte Ende 2019, als sich die Musiker Michael Schneider (auch bekannt durch seine Arbeit bei Fantasma und Tristețe) und Nicolas Frank, während ihres Studiums in Würzburg begegneten. Schnell erkannten die beiden, dass ihr Interesse und die Passion für Musik auf einer Wellenlänge waren und so begann man sich zusammen zu tun und gemeinsam Musik zu entwickeln. Eine Stimme fand man relativ rasch im regional bekannten Frontmann Jonas Müller, der seine Stimme unter anderem bei Boötes Void oder Welkend zum Besten gibt. Bei Morgenröthe kümmert er sich aktuell um den Gesang in deutscher Sprache, während Bassist Max Macharowsky die Vocals in Französisch übernimmt.

Der Name Morgenröthe ist abgeleitet von einem Buchtitel von Friedrich Nietzsche und gibt somit schon Hinweis auf die literarischen und philosophischen Texthintergründe der Gruppe.

Ich freue mich sehr, diese Scheibe besprechen zu dürfen, denn ich habe mich schon mit Freude für Dark-Art durch die ersten beiden Erscheinungen wühlen dürfen und bin somit um so gespannter auf die Entwicklung der Band, denn schon die ersten beiden Releses haben mir durchaus zugesagt.

Der erste Titel der Scheibe La Mort Sociale (der soziale Tod) startet mit einer andächtigen und eingängigen Akustikgitarren-Melodie, die nach und nach durch immer mehr kräftige und schwere Instrumente aufgebrochen wird und so eine sehr dichte Atmosphäre erzeugt. Der melodische, cleane Gesang fügt sich sehr gut in den Klangteppich ein, bis der an Fahrt gewonnene Titel plötzlich durch ein akustisches Zwischenspiel komplett ausgebremst wird. Die dargebotene Melodie wiegt den Hörer in einer ruhigen Stimmung, bis sie aus heiterem Himmel durch eine treibende, energetische Soundwand verdrängt wird und dem Titel eine gehörige Portion Tempo und Kraft spendiert wird.

Mit einem stabilen und abwechslungsreichen Einstieg sind wir nun gewappnet für den zweiten Titel, der sich Nihilist nennt. Wir werden eher ruhig von einer elektronischen Gitarre ohne Verzerrung in den Titel eingeführt, die sich mit keifenden Vocals und einem drückenden Schlagzeug vermischt. Nach einiger Zeit türmen sich schwarze Wolken auf und der Titel verwandelt sich in ein rasendes Black-Metal-Monster, das unerbittlich auf uns einhämmert bis es dann doch ablässt und Platz für eine atmosphärische Phase macht, in der der erste Gastauftritt der Scheibe seinen Platz findet. Jürgen Bartsch, bekannt durch die Band Bethlehem, gibt seine Stimme durch gesprochene Lyrik zum Besten, bevor das Monster aus Versenkung zurück kehrt und bis zum Ende des Titels seiner Wut freien Lauf lässt.

Outre Monde (Jenseits der Welt) stellt den dritten Titel der Scheibe und auch dieser holt uns behutsam mit zarten Melodien ab. Die französischen Vocals beinhalten anfänglich so viel Schwere und Verzeiflung und verwinden sich mit dem Klangteppich der Instrumente, bis sich der Song etwas mehr Tempo schenkt und somit auch die Stimme mehr Energie bekommt. Auch das folgende Einbringen eines Klaviers unterstreicht die emotionale Atmosphäre des Titels und erzeugt in mir eine deutlich spürbare melancholische, nachdenkliche Stimmung.

Der vierte Song Isolation weist einen kräftigen, energetischen Einstieg auf und stapft behäbig, aber unbeirrbar nach vorne. Eine bedrohliche dunkle Kraft verbreitet sich und der Titel steigert stetig seine Aggression im Zusammenspiel des rauhen, tiefen Gesangs und einer energiegeladenen Instrumentalisierung. Schon fast ein von Anfang bis Ende stabil im Black Metal verwurzelter Titel, der hier auf den Hörer losgelassen wird.

Zu Beginn des folgenden Titels nimmt man wieder den Fuß vom Gas und performt die Texte von Fall diesmal auf Englisch. Die Sprache hat man wohl gewählt, da diese am besten mit dem extrem starken Gastgesang von Anna Murphy (Cellar Darling, ex-Eluveitie) funktionierte. Ein abwechslungsreiches Stück, in dem man von sehr entspannenden, beruhigenden Phasen, bis zu tobender Raserei alles abdeckt.

Am Ende der sehr gelungenen Scheibe wartet dann mit Le Pouvoir Symbolique (Symbolische Kraft) noch ein fast zwölfminütiger Epos auf uns, in dem die Band noch einmal alles abfeuert, was sie zu bieten hat. Atmosphärisch kraftvoll, aber auch emotional zerbrechlich, stellt sich der letzte Song des Albums dar und rundet ein stabiles Werk gekonnt ab.

Zu einer sehr guten Arbeit der Musiker gesellt sich eine extrem solide Arbeit von Producer und Mixing Engineer Konstantin Krüger in den Soundbath Studios in Rothenburg o.d.T., der durch seine Werke mit der Post-Black Metal Band Thormesis auch kein Unbekannter ist und ein modernes, kräftiges Mastering von Nikita Kamprad (Der Weg einer Freiheit).

Als Fazit bleibt mir nun nur zu sagen, dass hier ein sehr abwechslungsreiches, emotionales und reifes Werk auf den geneigten Hörer wartet, das ich jedem Freund von Bands wie Heretoir, Anomalie, Astroniod oder auch Downfall of Gaia wärmstens empfehlen möchte.

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