Review: Leipa- Reue

Release: 13.1.2023

Genre: Black Metal

Spieldauer: 39 Minuten und 15 Sekunden

Label: Noisebringer Records & Avantgarde Music

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Tracklist:

  1. 1.09.2015
  2. Fremdkörper
  3. Reue
  4. Tier
  5. Abgang
  6. Schlaf
  7. Rauch

Vorwort:

Was macht eigentlich der Mann ohne Gesicht, der auf den knackigen Namen Noise hört, wenn er sich gerade nicht um ein großkalibriges Schießrohr mit Fiebererkrankung kümmert oder sich auf die Pfade der Religionskritik begibt? Richtig, er kümmert sich um ein weiteres Kind, was er am Waffenrockzipfel hängen hat. Erst Ende 2021 hat sich Noise gedacht, dass er ein weiteres musikalisches Projekt starten möchte und hat mit Leipa eine weitere Ein-Mann-Band ins Leben gerufen. Nachdem das Debütalbum Sisyphus am 25.06.2021 das Licht der Welt erblickt hat, haut Noise schon das zweite Album mit dem Namen Reue raus.

Ob Reue ein weiteres Prachtstück aus dem Hause Noisebringer Records ist oder wir Reue empfinden müssen, dass wir unsere Lebenszeit mit dem Hören des Albums verbracht haben, klären wir jetzt hier auf Dark-Art!

Das Album:

Das komplette Album verbindet eine Grundhaltung, die man zusammenfassend als eine Mischung aus Traurigkeit, Düsterheit sowie depressiv beschreiben kann. Reue wirkt an vielen Stellen erdrückend sowie schwer und haut dabei außerdem gekonnt an den richtigen Stellen mit einer satten Härte zu. Passend zum Sound wirken auch die Texte, sie regen einen zum Nachdenken an und lassen einen mit einem beklemmenden Gefühl zurück. Noise sagt dabei, dass die Lyrics sehr persönlich sind und viel Spielraum für Interpretationen besitzen.

Beim ersten Song der Platte, 1.9.2015, greift besonders das eben angesprochene Themenfeld der Deutungsmöglichkeit des Songtextes. Das Lied erzählt die innere Zerrissenheit, einer für uns unbekannten Person, die ein traumatisches Erlebnis verarbeiten muss und über die Jahre, die dabei vergehen, in den man mehr und mehr in einem Strudel aus Wut, Trauer und Antriebslosigkeit versinkt. Welches Erlebnis als Auslöser dieser dunklen Gedankenwelt verantwortlich ist, wird dabei nicht ersichtlich. Es könnte sich um ein Flüchtlingskind handeln, das seine Heimat verloren hat und mit der Situation vollkommen überfordert ist oder ein Opfer einer Vergewaltigung, wie gesagt der Spielraum der Interpretationen ist sehr groß.

Weit weniger Spielraum hingegen hat das Lied Tier. Beim Track wird beschrieben, dass der aufgestaute Hass wie ein wildes Tier aus einem Menschen herausbrechen kann und dabei die letzten guten Züge, die man in sich trägt, aufgrund von Wut endgültig erlöschen können. Tier bedient sich dabei einer sehr harten Spielart, die ordentlich einpeitscht und einem nur wenig Verschnaufpause anbietet. Ein besonderer Kniff beim Lied ist dabei, dass kurz vorm Schluss die Instrumentenuntermalung komplett herausgenommen wird und nur noch die bellende Stimme vom Frontmann ohne Gesicht ertönt.

Da wir gerade den Herrn Noise angesprochen haben, springen wir nun zum nächsten Track, den ich gerne etwas für euch beleuchten möchte. Noise zeigt nämlich beim Song Fremdkörper, dass er nicht nur auf Deutsch seine Gedanken und Worte auf dem Album Reue besingen kann, sondern auch der englischen Sprache musikalisch mächtig ist. In den Lyrics wird dabei das Gefühl beschrieben, sich unwohl und falsch innerhalb der Gesellschaft zu fühlen. Besonders stark und packend sind dabei die Passagen, bei der Noise’ harte Stimme durch eine flehende und jammernde Stimme unterstrichen wird.

Fazit:

(Josef) Noise beweist eindrucksvoll, dass er auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen kann. Trotz seiner anderen Projekte Kanonenfieber und Non Est Deus zeigt er, dass er genug Kraft besitzt, ein weiteres Projekt mit Leben zu füllen. Reue bietet knackigen Black Metal, der eine gute Verbindung aus harten Ton sowie atmosphärischen Klang besitzt. Besonders überzeugt haben mich dabei der Song 1.09.2015 sowie Fremdkörper, die kräftig agieren und in ihrer Machart wirklich gut gelungen sind.

Kommentar:

(Maximilian) Im Gegensatz zu dem Ein-Mann-Projekt Leipa, wird dies kein Ein-Mann-Review. In diesem Fall habe ich die große Ehre ein Kommentar zu dem Werk von Noise eine eigene Meinung zu geben. Ich möchte das Lied Reue etwas hervorheben, welches sich den Namen mit dem Gesamtwerk teilt. Mit seinem sanften Klängen am Anfang und den Schwankungen in Tempo und Härte findet sich hier ein abgerundetes und gehaltvolles Lied. Die bereits erwähnte Melodie, welches das Lied Beginnen und Beenden lässt, findet sich im ständigen Ringen mit der anklagenden Stimme, ohne aber in einer Disharmonie zu versinken.

Das Album empfinde ich als gelungen und wieder beweist Noise sein musikalisches Können. Dieser Mann hat einfach ein Händchen für die Gestaltung eines Albums, was eine sehr wichtige Fähigkeit ist, um sein eigenes Schaffen innerhalb der immensen Veröffentlichungen hervorzuheben. Wir dürfen gespannt sein, was uns in der Zukunft präsentiert wird.

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