Review: Empyrium – Über den Sternen

Erscheinungsdatum: 26.02.2021

Label: Prophecy Productions

Genre: Neofolk / Melodic Black Metal

Spieldauer: 52:30

Tracklist:
1. The Three Flames Sapphire
2. A Lucid Tower Beckons on the Hills afar
3. The Oaken Throne
4. Moonrise
5. The Archer
6. The Wild Swans
7. In the Morning Mist
8. Über den Sternen

Über den Sternen, der neueste Teil der Geschichte von Empyrium ist endlich da. Das 6. Studioalbum kam jetzt nach sieben langen Jahren und bietet etwas Überraschung, nachdem das letzte Album, The Turn of the Tides, von den Fans eher gemischt aufgenommen wurde, weil sich die Band dort komplett dem Neofolk gewidmet hat. Über den Sternen ist gleichzeitig mehr „back to the roots“ und ein Schritt nach vorne. Sie widmen sich wieder mehr den düster-folkigen Klängen wie auf ihren ersten drei Alben, allerdings kommen auch wieder mehr Black Metal Einflüsse hervor. Die Band selber sagt dazu: “We have found a new balance. We have finally reconciled our vintage sound from the early days with the acoustic expression of the later Empyrium.” Die Mischung aus Schwadorfs gutturalem Gesang und der ausgebildeten Stimme von Thomas Stock geben dem Album einen einzigartigen Charme. Der Titel des Albums ist gewissermaßen eine deutsche Übersetzung ihres Namens, denn Empyrium kommt vom griechischen émpyros, dem höchsten Teils des Himmels. Somit liegt der Name quasi über den Sternen. Das Album steht wieder ganz im Zeichen der Naturromantik. Das ist jetzt nichts wirklich Neues bei Empyrium, aber hier setzen sie es noch deutlicher um als je zuvor. Die Lyrik, die Melodie, einfach das Gesamtbild, dass Empyrium mit dem Album zeichnen, könnte auch einem Caspar David Friedrich Gemälde entsprungen sein. Was absolut nichts Schlechtes ist, mehr Metal über Bäume und Burgen braucht die Welt. Dabei behalten sie immer noch ihre ganz eigene Melancholie bei, doch ist sie weniger verzweifelnd als vielmehr schön.

The Three Flames Sapphire wurde vor Veröffentlichung des Albums schon als Musikvideo herausgebracht. Gedreht wurde es in der Heimat der Band, in Franken und der Rhön und darüber gehen auch ihre Liedtexte. Sie verwenden Mythen und Legenden ihrer Heimat, oder dichten neue Mythen über die Wälder, Berge und Burgen ihrer Heimat. Three Flames Sapphire beginnt mit einer langsamen und vorsichtigen Akustikgitarre und einem klagenden Cello. Daraufhin setzt die Flöte, die Gitarre wird schneller und Chorale Gesänge mischen sich dazu, die Musik wird tanzend.

Eine Zither, auch bekannt als Hackbrett, gibt A Lucid Tower Beckons on the Hills Afar einen außerweltlichen und ungewöhnlichen Klang. Es erinnert an Dungeon Synth wie Örnatorpet oder Mortiis in der Blood and Thunder Ära. Der Song beginnt mit aggressivem Black Metal, aber wird daraufhin ruhiger, kalt und nachdenklich, mit einer wunderschönen Melodie der gezupften Zither. Sie webt sich durch die Gitarren und den gutturalen Gesang von Schwadorf, welcher sich mit dem klassischen Gesang abwechselt. Musikalisch erinnert es an Alcest. Allerdings sind Alcest mehr Echo und weniger greifbar während Empyrium einfach mehr sind. Mehr Wucht, mehr Kraft, mehr Folk.

Oaken Throne klingt wieder mehr natürlich und folkig. Als würde gleich ein Baum durch den Boden sprießen oder als wäre der einen selbst umgebende Raum eine sonnenbeschienende Lichtung. Es fängt langsam und vorsichtig an. Fast wie Shoegaze mit einzelnen Noten, die verloren im Reverb ertrinken. Eine Geige legt sich drüber mit langen, klagenden Legato-Bögen. Es klingt wie ein Kunstlied aus der Zeit, als die klassische Musik die Folkmusik der Menschen neu interpretiert hat. Es war ein großes Thema damals in der Naturromatik, von Musikern wie Dvorak und Smetana, und Empyrium stehen in dieser Tradition, als Vertreter der Moderne.

Moonrise beginnt mit langsamen, einzelnen Arpeggio Akkorden der E-Gitarre, verhallend im Nichts durch ein Reverb-Pedal. Es entwickelt sich zu einem Duo mit cleaner E-Gitarre und einer Akustikgitarre, bevor sich ein Keyboard mit Chorsamples anschmiegt. Musikalisch erinnert es an Ancient Pulse von Nechochwen. Solider, melancholischer Folk mit einer Melodie, die klingt als wäre sie improvisiert. Gedankenverloren entsteht der Song im Laufe des Spielens.

An der zweidrittel Marke des Albums befindet sich The Archer. Unmittelbar zwischen einem träumerischen Zwischenspiel und einem der markantesten Songs des Albums geht dieser Song dabei etwas unter. Die Position wirkt fast etwas stiefmütterlich, wie eine Atempause oder ein Albumfüller in der Mitte. Es ist auch einer der unauffälligsten Songs. Er klingt nach Empyrium, nicht mehr und nicht weniger.

Wild Swans sticht deutlich aus dem Rest des Albums hervor, denn es ist atmosphärischer Folk Black Metal. Es klingt sehr wie altes Empyrium aus der Zeit von Songs of Misty Moores and Fields. Spielerische Melodien umgeben treibende Rhythmen und den aggressiven Gesang von Schwadorf, der klassische Gesang wechselt sich mit Growling ab. Genereller Konsensus der Presse scheint zu sein, dass der Song der Beste des Albums ist. Meiner persönlichen Meinung nach ist es aber A Lucid Tower Beckons From Afar, durch die Zither und die interessantere Mischung verschiedener Stile.

In the Morning Mist ist der kürzeste Song, mit knapp unter 3 Minuten. Es dient als ein Intro zu Über den Sternen. Sie bedienen sich wieder des Hackbrettes, das dem Song einen kalten und wintrigen Klang verleiht. Hackbrett und Gitarre harmonisieren in einem Duett, das nach und nach von Geige und schwermütigem Klavier abgelöst wird, um die Aufmerksamkeit des Zuhörers als Vorbereitung für den letzten Song an sich zu reißen.

Über den Sternen ist der Titeltrack des Albums und längster Song mit über 10 Minuten. Die Laufzeit braucht der Song aber auch, er ist eine musikalische Reise durch jede Facette von Empyrium, von den Folk Metal Anfängen zu dem Neofolk von heute. Er schwankt zwischen schwer und majestätisch und leicht und tanzend, ein Wirbelwind aus allem was Empyrium ausmacht.

Fazit: Zum Abschluss lässt sich sagen, dass das neue Album die Quintessenz von Empyrium ist. Es zeigt von Folk und Black Metal jede musikalische Stufe der Band und mit Shoegaze auch eine neue Facette der Band. Alte Fans bekommen genau das was sie wollen, egal von welcher Ära sie Fans sind, und neue Fans können gut die Vielschichtigkeit von Empyrium kennenlernen. Trotz aller Erinnerung an ihre musikalische Geschichte wiederholen sie sich trotzdem nicht selbst. Das Album wird seinem Titel gerecht, es ist Empyrium in Perfektion.

Liedempfehlung: A Lucid Tower Beckons From Afar, The Oaken Throne

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