Review: 1914 – The Blind Leading The Blind

Erscheinungsdatum: 11.11.2018

Label: Redefining Darkness Records/Archaic Sound

Genre: Blackened Death Doom Metal

Spieldauer: 11 Songs, 59:02 Minuten

Tracklist:

  1. War In
  2. Arrival. The Meuse-Argonne
  3. A7V Mephisto
  4. High Wood. 75 Acres of Hell
  5. Beat the Bastards (The Exploited Cover)
  6. Hanging On The Barbed Wire
  7. Passchenhell
  8. C’est mon dernier pigeon
  9. Stoßtrupp
  10. The Hundred Days Offensive
  11. War Out

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Am 02.September 1945 endete offiziell der 2.Weltkrieg; ein Datum, welches sicherlich viele Menschen lange in Erinnerung behalten.

Das Ende des 1. Weltkrieges ist den meisten wahrscheinlich weniger präsent im Gedächtnis, worauf uns 1914 mit ihrem passenderweise genau 100 Jahre später veröffentlichtem, zweiten Longplayer, aufmerksam machen und uns ordentlich den Marsch blasen.

Das Album beginnt mit dem Intro War In, einem damalig zeitgemäßen aus dem Grammophon ertönenden, fast ironisch fröhlichem Stück. Die subtil angedeutete Fröhlichkeit wird allerdings sofort mit dem ersten richtigen Opener Arrival. The Meuse-Argonne komplett überrollt. Der Track verdient die Starterrolle als brachiale Melodic Black Metal Nummer mit einem sehr einprägsamen Gitarrenlead, der sich immer wieder durch das komplette Stück zieht. Gegen Ende verfällt die Band in eine lethargische, fast Funeral Doom-artige Schwere, durch die die anfänglich, wiederholte eingängige Hook am Schluss erst Recht zur vollen Geltung gelangt.#

A7V Mephisto überzeugt als ein klassischer, aber kompositorisch hochwertiger Death/Doom Song, der dem typischen Aufbau in diesem Genre entspricht. Zu Beginn setzt 1914 ein schweres, eindringliches Doom Riff ein, das wiederkehrend in abgewandelter Form auftaucht und dem Stück seinen Charakter verleiht. In der Mitte des Songs wird die herrliche “Slowness” durch einen schnelleren Blastbeatpart aufgelockert um danach wieder einen Gang runter zu fahren und alles zum Drosseln zu bringen. Definitiv eines meiner Highlights!

Weiter geht es mit High Wood. 75 Acres of Hell, der mit einem atmosphärisch cleanen Gitarrenpattern und “Schlachtsamples” beginnt um danach in eine solide Black Metal Nummer zu münden.

Beat the Bastards ist ein Coversong der Punkband “The Exploited”, das mit dem Original nur noch wenig Gemeinsamkeiten hat. Auch das Bagpipe Intro reiht sich tatsächlich irgendwie schlüssig in das danach folgende Black Metal Geknüppel ein; wenn es auch nicht ganz meinen Geschmack trifft, genau so sollte ein Cover gestaltet und aufgezogen werden!

Hanging On The Barbed Wire ist ein weiterer “Kriegssongsample”, der in dieses Konzept einfach wie die Faust aufs Auge passt und eine willkommene Abwechslung in das sonstige “Geballer” darstellt.

Mit Passchenhell kommen wir zu meinem persönlichen Favoriten auf dem Album. Der Track beinhaltet definitiv alle Facetten der Band, hier ist wirklich alles komprimiert und absolut stimmig arrangiert worden. Anfangs ertönt eine doomig, melodisch und doch bedrohliche Harmonie, die danach mit einem üblichen Black Metal Part unterbrochen wird, über den ein Solo mit einer Fidel gespielt wird. Hierbei lobe ich die Kreativität der Musiker, ein für 1. Weltkriegszeiten landläufiges, zeitgenössisches Instrument eingesetzt zu haben. Ob es für den Song allerdings wirklich etwas tut, sei mal dahin gestellt. Danach fährt das hohe Tempo wieder runter und die anfänglich schwermütige Stimmung endet mit einer gefühlvoll gespielten Gitarre. Zu guter Letzt wurde noch eine Passage des vorherigen “Hanging on the barbed wire” angehängt, das durch die vorausgehende, beklemmende Atmosphäre plötzlich einen ganz anderen Anstrich bekommt. Genau solch unerwarteten und dennoch stimmigen Details, bleiben dem Zuhörer letztendlich im Gehör und verschaffen dem Song den entsprechenden Wiedererkennungswert!

C’est mon dernier pigeon startet wie gewohnt mit einem Sample, um danach in bewährter Black/Death Manier ordentlich los zu ballern. Bei diesem Stück fallen mir tatsächlich das erste Mal die Vocals im Chorus extrem positiv auf, schön oldschool und voll auf die zwölf!

Der Song Stoßtrupp ist ein angenehm lässiger Midtempo Death Metal Titel, der zum entspannten Kopfnicken einlädt sowie eines der wenigen Gitarrensoli beinhaltet.

Einen schönen und abschließenden Kontrast zum massiven Opener, stellt das letzte Stück The Hundred Days Offensive dar. Der Anfang erinnert mich aufgrund der gewählten Samples und dem Arrangement sehr an frühe Post Rock Bands. Allerdings geht es danach direkt weiter mit einer fast perfekten Symbiose aus melodischem Black und melancholischem Doom Metal. Hier zeigen 1914 ein weiteres Mal ihr musikalisches Facettenreichtum und demonstrieren uns kaum Geknüppel sondern herrlich harmonische Gitarrenleads ohne kitschiges Abdriften. Der Song endet überraschend abrupt, meiner Meinung nach hätte man den letzten Part noch etwas in die Länge ziehen lassen können. Alles in Allem aber ein gebührender Abschlusstitel!

Zu guter Letzt verstummt auch dieses Kriegsszenario mit dem “War In ähnlichem ” Outro War Out.

Fazit: 1914 bedienen mit diesem Album eine Nische im Extreme Metal Bereich, fernab von jeglichem politisch angehauchtem Image. Musikalisch schafft es die Band eine durchweg gelungene Mixtur aus Black/Death&Doom Metal zu kreieren, die jeden Song eigenständig erscheinen lässt. Ein besonderes Lob erhält in dem Zusammenhang auf jeden Fall der hochwertige aber nicht klinische Sound, der konstant alle Dynamiken der Tracks zur Geltung bringt.

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