Review: Bloody Tyrant – 島嶼神話 (Myths of the Islands)

Erscheinungsdatum: 06.06.2020

Label: Independent

Genre: Melodic Black/Folk Metal (early); Melodic Death/Folk Metal (later)

Spieldauer: 40:46

Tracklist:

  1. Genesis 創世
  2. Black Wings 黑翼之神
  3. Two Burning Suns 射日
  4. Colossus 巨人
  5. Sacred Lake 鬼湖
  6. Transformation 變獸
  7. The Antlers 公鹿
  8. The Deluge 洪水
  9. Whale 鯨魚

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https://www.facebook.com/BloodyTyrantTW

https://bloodytyrantband.bandcamp.com/

http://www.bloodytyrant.com/Download_Bloody_Tyrants_New_EP_For_Free%21%21%21/mian_fei_xia_zai_bao_junEP___Free_Download_EP%21%21%21.html

Heute haben wir mal etwas ganz Anderes zum Durchhören bekommen. Wir betrachten nämlich heute einmal das neue Album von Bloody Tyrant. Die aus Taiwan stammende fünfköpfige Band war mir bis vor gar nicht allzu langer Zeit noch nicht bekannt, überraschten mich jedoch dann sehr positiv auf einer kleinen Clubshow auf ihrer letzten Tour. Ein Grund auf jeden Fall, den weiteren Verlauf der Bandgeschichte einmal zu beäugen und sie euch vorzustellen.

Die Band spielt Melodic Black/Folk oder inzwischen auch eher Death/Folk Metal aus Asien. Woran soll man dabei denken? Man weiß es nicht so genau, deshalb geben wir euch hier eine kleine Hilfestellung und hoffen euch einmal neugierig auf etwas Neues zu machen.

Alle Titel sind in Heimatsprache betitelt, tragen jedoch auch die englischen Übersetzungen im Titel.

Das bereits 5te Album der seit 2009 existierenden Formation beginnt, wie könnte es passender sein, mit Genesis 創世. Nach einem Keyboardintro, das an asiatische Folklore angelegt ist, geht es über in einen eher ruhigeren, aber stets vorantreibenden Groove, der direkt mitreißt. Dazu wird noch ordentlich gegrowlt und man versteht recht schnell worauf das Ganze hinaus läuft. Umso abwechslungsreicher erscheinen da die Chorgesänge, die im Refrain zum tragenden Einsatz kommen und dabei von einheimischen Folk-Instrumenten untermalt werden. Kein klassischer Songaufbau, wie man vielleicht denken würde und so variiert die Stimme noch ein weiteres Mal, als eher klassische Heavy Metal Gitarren mit filigranen Melodien das Soundbild komplettieren bevor der Song wieder folklorisch ausklingt.

Schwarze Schwingen werden aufgespannt und es folgt Black Wings 黑翼之神. Der Song startet mit einer Flötenmelodie, die zwar immer noch asiatisch angehaucht ist, jedoch mehr an traditionelle europäische Musik erinnert, wie sie in der Szene wohl eher bekannt ist und geht über in vorantreibende Gitarren, bevor wieder ein instrumentaler Break kommt, bei dem immer wieder kräftige Gitarren erschallen, bevor der Gesang einsetzt und weitergroovt. Im Refrain trägt wieder ein Chor, der nach Schlachtgesang klingt, und wird dabei von einer sehr eingängigen Flötenmelodie begleitet und beweist wieder einmal die Zugehörigkeit zum Genre.

Wir haben leider keine Lyrics vorliegen, jedoch wirkt ein Liedername wie Two Burning Suns 射日 schon stark nach einer Zuordnung zu einem Land der aufgehenden Sonne. Und es fällt einem nicht schwer sich vorzustellen, wie ein glühender Feuerball am Horizont erwacht, während die verspielten Gitarren am Anfang des Songs ertönen. Manowar würde sicherlich mit Tränen in den Augen und einer USA Flagge in der Hand da stehen, während so der Tag erwacht. Das Tempo zieht an und die Band steigt ein. Straight voran und doch nicht stumpf. Denn wer macht schon Metal und baut Passagen auf der Maulorgel ein? Sicherlich kein neues Rad, aber doch erfrischend. Der musikalische Flair Asiens lebt einfach in dieser Band und so folgt ein Wechsel auf tiefgegrunzte Vocals und langsamere Drums. Ein gelungener Break den man noch gar nicht ganz verdaut hat, bevor nach einem kleinen Gitarrensolo wieder angezogen wird.

Mit ordentlich Pfiff und Pepp geht es auf „島嶼神話 (Myths of the Islands)“ weiter und ein Song der sich Colossus 巨人 nennt, erweckt Lust weiterzuhören. Tief, langsam, schnell, Chöre und ein perfekter Takt um seinen Bierkrug zu schwenken paaren sich in diesem Song und es drängt einen nach Bewegung. Viel Mehr muss man hier gar nicht zu sagen. Einfach reinhören und vom Refrain mittragen lassen!

Sacred Lake 鬼湖 klingt nach düsterer Stimmung und genau das strahlt die Musik auch aus. Melancholie und Nostalgie treffen auf die Urkraft, die in jedem von uns lebt und so bricht es immer wieder aus einem heraus, und es regen sich gemischte Gefühle im Inneren. Und diese Stimmung zieht sich durch den ganzen Song, jedoch ohne langweilig zu wirken, da die Akzente der Gefühlslagen extrem passend gesetzt sind und es einen, noch bevor man weiß wie man sich fühlt, direkt mit in die Emotionen zieht, die der Song sicherlich wiederspiegeln soll.

Und nun kommen wir zum kürzesten Song der Scheibe. Transformation 變獸 ist als einziges Lied mit knapp unter vier Minuten zwar immer noch in absoluter normaler Länge, für Bloody Tyrant jedoch nicht. Wie die Ansprache eines Heerführers drückt der Song auf sämtliche Synapsen und reißt mit, bevor er mit dem Refrain zum Höhepunkt ausbricht, bevor im letzten Viertel, wohl eher musikalisch zum Tanzen aufgefordert wird. Interessanter Mix an Ideen, den man so auch nicht alltäglich antrifft.

Singlenotes und flotte Drums bestimmen den Auftakt von The Antlers 公鹿 bevor wieder stark der Schritt nach „Vorne“ geht. Und das mit einer Soundwand und vielen Fassetten, die keine Gefangen macht und in der man sofort aufgeht, wenn man beim Hören die Augen schließt.

Und genau diese Wand bleibt im Anschluss bei The Deluge 洪水 direkt stehen. Man soll halt doch nicht aufhören, wenn es am schönsten ist und außerdem steigt der Adler weiter auf, während das Rind noch auf der Weide steht. Und so geht es ohne Breaks oder ruhigere Passagen einfach voll durch von Anfang bis Ende.

Und so kann man kaum fassen, dass mit Whale 鯨魚 schon der letzte Song des Albums ertönt. Das Beste kommt zum Schluss? Kann ich nicht sagen, aber auf jeden Fall kommt am Ende noch einmal richtig großer Ohrwurmcharakter zum Vorschein, wenn auf der „Pipa“ (Chinesische Laute) die Melodie gezupft wird, und bleibt direkt hängen. Es geht jedoch auch weiter kraftvoll zur Sache und der Death Metal Einschlag bei Bloody Tyrant kommt noch einmal voll zur Geltung und trägt eine Epik an den Tag, wie es sich das Herz nicht besser wünschen kann. Auf jeden Fall ein Song der noch einmal alles vereint, wofür der Name Bloody Tyrant schon bald in jeder Munde sein sollte.

Als Resümee kann man nur zusammenfassend sagen, dass mit  島嶼神話 (Myths of the Islands) ein neuer Stern am Himmel erscheint. Hier verbinden sich klassische Heavy Metal Gitarren, wie schon bei Iron Maiden, mit Flöten wie sie bei Eluveitie spielen könnten, einem Gesang und rhythmischen Death Metal Elementen, wie man es so vorher sicherlich wenn nur sehr selten erfahren durfte. Ein bunter Strauß voller in die Perfektion getriebener Ideen, der von jedem, der offen für Neues ist, oder auch nur aus einem der mit einfließenden Genres kommt, testweise gepflückt werden sollte. Und zusätzlich kann ich auch jedem Leser nur einmal ans Herz legen, wenn er die Chance haben sollte, Bloody Tyrant einmal live zu sehen, sollte er sie wahrnehmen, da ich aus Eigenerfahrung sagen kann, dass es sich dabei um ein Highlight handelt und alles was man auf CD zu hören bekommt, noch einmal zusätzlich mit richtig Feuer und Druck rübergebracht wird. Endlich wieder einmal etwas wirklich Anderes, das sicher nicht jedermanns Geschmack trifft, aber für jeden einen Versuch wert ist.

 

 

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