Alestorm Europa Tour 2023 in Geiselwind – 14.01.2023

Samstagabend im fränkischen Geiselwind, heute wird die Bühne der Musichall von ganzen vier Bands gekapert, denn Alestorm bringen neben Rumahoy und Wind Rose  in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch Gloryhammer mit! Um den Schotten das Ganze heimeliger zu gestalten, hat der Wettergott auch gleich eine Runde Regenwetter geschmissen!
Zum Glück ging der Einlass um 18 Uhr flott voran und das Publikum sah nicht von Sekunde eins aus, als wären alle einmal über die Planke geschickt worden.

Gut auch für die Besucher, welche auch die erste Band sehen wollten, denn diese kam ganze sieben Minuten zu früh auf die Bühne.
Rumahoy, die Vierercombo aus Schottland, zeichnet sich optisch dadurch aus, dass sie Piraten darstellen…. mit Sturmhauben. Und tatsächlich, auf der Bühne sieht nur der Sänger, Captain Yarrface, aus wie ein Pirat. Aber was soll man sagen, Pirat ist man ja schließlich im Herzen, oder? Und wie es sich für die erste Band eines solchen Abends gehört, übersteuert der Sound beim ersten Stück Cowboys of the Sea. Mit Harambe, the Pirate Gorilla, wurde dann auch ein Lied dem lange verschwundenen Keyboarder der Band gewidmet, ein Stück, das im Mittelteil einen Mitmachpart verlangt, den jedoch niemand im Publikum verstanden hat. Bei Treasure Gun packte Captain Yarrface auch seine Knarre raus, um beim nächsten Song damit wild umher zu fuchteln, “I’ll shoot you with my gun, Bang! Bang! Bang!” und die Menge begann den ersten Moshpit. Zum Glück hat die bemalte Spielzeugpistole noch eine orangefarbene Kappe vorne dran.
Mit Not Looking for Love wurde dann auch ein kleiner Ausflug in die 80er/90er Jahre Disco-Zeit unternommen, ein Stück, bei dem im offiziellen Video übrigens Christopher Bowes auf dem Körper einer hübschen, üppig bestückten Dame zu sehen ist, definitiv einen Blick wert. Live schwangen die Piraten dazu die Hüfte, Captain Jarrface versuchte es zumindest, aber was soll man sagen, der gute Wille zählt! Aber einer, der definitiv tanzen konnte, kam dann noch bei Time to Party auf die Bühne. Ein Roboter, der über die Stage tanzte und bei Forest Party im Anschluss, wurde dann klar, warum die Band mit Alestorm unterwegs ist: Die Band ist Alestorm nicht nur thematisch, sondern auch soundtechnisch sehr ähnlich und das gefällt den Leuten! Wem das bisher nicht schon abwechslungsreich genug klang, wurde mit Pirateship, einem Lied das starke Rammsteinvibes versprüht, im Abschluss auch gleich ein absoluter Ohrwurm gemacht!

Setliste: Cowboys of the Sea / Harambe, the Pirate Gorilla / Treasure Gun / Not Looking for Love / Time to Party / Forest Party / Pirateship

Nach einem flotten Umbau wurde es schnell dunkel und ein langes Intro ertönte, Of War and Sorrow, der Opening Track des aktuellen Albums Warfront. Mit dem Betreten der Bühne brach ein lautes Gejubel aus, denn es erwartete uns niemand geringeres als Wind Rose! Auf diese Band freuten sich die fränkischen Fans schon bereits seit 2021, als die Band beim Christmasbash Festival in Geiselwind auftreten sollte, welches leider abgesagt werden musste. Nun, etwas mehr als ein Jahr später, war es endlich so weit: Wind Rose in der Musichall!
Und man kann auf jeden Fall sagen, das Publikum nahm die Zwerge gebührend in Empfang und feierte von Ton eins mit! Mitsingend, springend und voller Energie zeigte das Publikum, dass es definitiv keine Army of Stone ist.
Und was ist besser als ein Zwerg? Manch einer mag behaupten kein Zwerg, manch einer mag sagen, zwei Zwerge, aber Wind Rose sagen betrunkene Zwerge! Mit Drunken Dwarves wurde noch eine Schippe drauf gelegt, das Publikum stimmte laut mit an und Sänger Francesco Cavalieri zeigte, was für eine Erscheinung er auf der Bühne ist, nichts anderes würde man von einem Sohn Durins erwarten! Fellows of the Hammer wurde mit einem Publikumschor begleitet und mit Mine Mine Mine! ging die Party erst richtig los und musste dann auch langsam schon dem Ende entgegenblicken, denn Together we Rise sollte auch das letzte Stück des Abends werden…
Aber wie wir alle das bekannte Zugabespielchen kennen, war es natürlich noch nicht zu Ende. Als die Band die Bühne verließ und die ersten Töne des Intros eines gewissen Liedes losgingen, war der Jubel größer als zu Beginn des Auftritts, denn nun kam das Lied das wohl jeder von Wind Rose oder im Original von the Yogscast kennt: Diggy Diggy Hole! Der Song hat auf Youtube 38 Millionen Aufrufe und gehört wohl zu den beliebtesten Stücken der Zwerge aus Pisa! Auch wenn es nicht ihr eigenes ist. Versunken in Ekstase und aus vollen Lungen sang das Publikum mit und übertönte quasi die Band, da hätte sich Francesco schon fast das Singen sparen können! Aber auch dieses Stück ging dem Ende zu, die Band brachte die Instrumente von der Bühne, um direkt umzukehren und das gleiche Lied nochmal zu feiern, denn mit dem Disco-Mix von Diggy Diggy Hole hätten die wenigsten noch im Anschluss gerechnet. Das Publikum kochte und feierte dieses grandiose Ende lautstark mit! Wer den Disco-Mix von Diggy Diggy Hole nicht kennt, sollte auf alle Fälle sich das ganze hier anschauen!

Setliste: Of War and Sorrow / Army of Stone / Drunken Dwarves / Fellows of the Hammer / Mine Mine Mine! / Together We Rise / Diggy Diggy Hole / Diggy Diggy Hole (Dance Remix)

Nach einem weiteren gut organisierten und zügigen Umbau ging es weiter mit Gloryhammer! …?
Naja, zuerst ging es viel mehr mit einer tanzenden Lichtanlage und einem Pappaufsteller vom legendären Tom Jones los, während im Hintergrund einer seiner Hits, Delilah, lief. Das Publikum feierte das und hatte schon ordentlich Lust auf das Kommende. Und kaum betritt die Band die Bühne, steigen zahlreiche aufblasbare Waffen aus dem Publikum empor und das erste Einhorn lässt sich in der Menge blicken! The Siege of Dunkeld (In Hoots We Trust) machte den Anfang und das Publikum feierte direkt los, der erste Crowdsurfer des Abends startete und landete wenige Meter weiter wieder in der Menge mangels Körperspannung. Mit dem Song Gloryhammer als zweites machte die Band einen guten Schachzug, denn das Publikum brüllte den Chorus herzhaft mit und das, ob sie ihn kannten oder auch nicht! Mit einem Kampf zwischen Angus McFife und einem Kobold mit dem besungenen Gloryhammer war spätestens das Eis gebrochen, oder besser gesagt zerschlagen! Und was erwartet man sonst von Gloryhammer? Die Band hatte Bock, voll Bock auf das Konzert an ihrer Lieblingstankstelle in Deutschland mit dem höchsten McDonalds Mast des Universums!
Mit Land of Unicorns beschwor man eine ganze Herde dieser fantastischen Wesen in der Menge herauf, bevor man mit dem neusten veröffentlichten Stück Fly Away gleich mit ihnen davonflog.
Eine kleine Verschnauf- oder Trinkpause bot sich der Band bei einem Einspieler von Richard Strauss’ Also sprach Zarathustra, in der The Hootsman auch sein Bier exte und laut “Germany!” schrie! Die Band kündigte an, nicht mehr nach Geiselwind zu kommen, bevor ihr neues Album im kommenden Sommer rauskommt und bekam mit lauten “Hoots! Hoots!” Rufen gleich Feedback aus dem Publikum. Mit Keeper Of The Celestial Flame of Abernethy folgte kurz darauf ein nagelneues Lied, das auf dieser Tour seine Live-Prämiere feiert. Ein weiteres Highlight war wohl Masters of the Galaxy, bei kaum einem Lied zuvor sah man so viele emporgestreckte Säbel in der Luft und die Menge tobte! Und nachdem diese auch jede Pause nutzt, um “Hoots! Hoots! Hoots!” zu rufen, bekam die Crowd auch gleich das, was sie wollte: Hootsforce. Und das bedankte sich mit einem riesigen Moshpit, während im Hintergrund Captain Yarrface von Rumahoy den Keyboarder Zargothrax ein Bier exen ließ!
Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass nun laut mitgesungen wird, ließ Angus McFife, dass Publikum einige Gesangsübungen mitmachen, um im Anschluss laut und begeistert sein Titellied Angus McFife zu singen. An dieser Stelle muss man kurz darauf eingehen, dass die Band im Jahr 2021 einen Sängerwechsel hatte. Nachdem die Band sich von Thomas Winkler im Frühjahr 2021 trennte, trat Sozos Michael im Herbst in seine Fußstapfen und übernahm die Rolle des Angus McFife. Ohne näher auf die Umstände einzugehen, muss man sagen, dass die Band mit Sozos Michael einen recht guten Ersatz gefunden hat, auch wenn er stimmlich leider nicht ganz an das schiere Klangspektrum von Thomas Winkler herankommt, ist er ein durchaus adäquater Ersatz, auch wenn ich, für mich gesprochen, es ein wenig affig finde, ihn die gleiche Rolle spielen zu lassen.
Nach guten zehn Songs war es auf der Bühne ziemlich heiß geworden, was wäre da denn naheliegender, als Universe on Fire zu spielen, ein Song, der nochmal dem Publikum ordentlich einheizte und Ser Proletius mit Zargothrax auf der Bühne tanzen ließ. The Unicorn Invasion of Dundee leitete das Ende ein, Zargothrax wurde mit dem Hammer besiegt und The Hootsman zum König gekrönt, und wenn sie nicht gestorben sind, schreiben sie im Sommer die Geschichte weiter!

Setliste: Delilah / Into the Terrorvortex of Kor-Virlitath / The Siege of Deunkeld (In Hoots We Trust) / Gloryhammer / The Land of Unicorns / Fly Away / Also sprach Zarathustra / The Hollywoods Hootsman / Legend of the Astral Hammer / Keeper of the Celestial Flame of Abernethy / Masters of the Galaxy / Hootsforce / Angus McFife / Universe on Fire / Unicorn Invasion of Dundee / The National Anthem of Unst

Nachdem die letzten beiden Umbaupausen zügig vonstatten gegangen waren, dauerte die letzte länger als beide zuvor. Kein Wunder, Schlagzeug weg, Ente hin, Schlagzeug raus und dann feststellen, dass die Ente nicht sitzen bleibt und stattdessen mitwippen möchte, das kostet Zeit. So wurde die Ente kurzerhand ihrer Bewegungsfreiheit mit einer Menge Panzertape beraubt und saß als sechstes Bandmitglied auf der Bühne fest. Die Techniker hatten an dem Abend wohl eine Queen Best-Of gefunden und diese nicht nur genutzt, um den Sound zu testen, sondern auch das Publikum bei Laune zu halten, die lauthals alles mitsangen, während der Lichttechniker eine komplette Lichtshow für die Gummiente hinlegte, auf die Musik von Queen selbstverständlich!

Doch nach einiger Zeit ging es mit einem Intro los, das zwischen Jahrmarkt-Fahrgeschäft, Ansage und der Band Scooter schwankte! Die volle Halle jubelte, denn nun ging es zu der Band über, wegen der alle da waren: Alestorm! Direkt am Anfang zu Keelhauled fiel eines auf: Die Säbel im Publikum haben sich stark vermehrt, auch wenn sie im Moshpit schnell untergingen! Bei folgendem Song Pirate Metal Drinking Crew ging die Party weiter und passend zum Song bedankte sich Christopher Bowes bei allen Vorbands und erntete großen Applaus! Wer glaubt, dass es zu dem Zeitpunkt schon eng war, hat bei Under Black Banners gelernt, dass Atmen Luxus ist, als sich die volle Halle auf einmal leerte und ein riesiges Loch von der dritten Reihe bis hin zum Ausgang bildete, um im Anschluss eine riesige Wall of Death zu bilden, während auf der Bühne Máté Bodor ein großartiges Gitarrensolo darbot! Doch der Wahnsinn fing da erst an! Denn das sind Alestorm, unsere Lieblings-Hipster-Piraten aus dem verregneten Perth, Schottland! “Rum, beer, quests and mead, These are the things that a pirate needs”, mit diesen Worten im Sinn sollte es weitergehen, Alestorm gehört zu den bekanntesten Liedern der Band, das merkte man insbesondere an der Menge an Stimmen, die es direkt mitgröhlen konnten! Und an der Stelle traten so einige Crowdsurfer ihren Weg gen Bühne an, doch nicht alle erreichten diese, ob dies an der mangelnden Körperspannung oder dem Alkoholpegel lag, kann man hier nicht beurteilen. Das nächste Stück sollte für einige eine Prophezeiung für den folgenden Tag werden. Hangover, im Original von Taio Cruz feat. Flo Rida, ist ein Stück das quasi für Alestorm geschrieben wurde! Live unterstützt durch das Publikum, aber auch insbesondere durch Phil aka Captain Yarrface, der den Rap-Part des Stücks übernahm.

Aber bleiben wir beim Alkohol, wie wäre es mit Tequila? Mit einem musikalischen Ausflug nach Mexico wird die gute Stimmung aufrecht gehalten, jemand aus den vorderen Reihen warf einen aufblasbaren Säbel auf die Bühne und Bowes reagierte darauf, indem er mit ihm posierte und ihn wieder zurückwarf. Mehr Pirat ging an dem Abend auch wirklich nicht! Doch nach dem ganzen Gefeiere war es nun Zeit um eine kleine Pause zu machen, für die Band und für das Publikum. Nancy the Tawern Wench sollte etwas Ruhe in das Set bringen und die Crowd zum Mitklatschen und Schunkeln animieren. Nichts da, das Publikum entschied sich zu Rudern und so viele haben sich entschlossen mitzumachen, dass fast der gesamte Innenraum auf dem Fußboden saß und ruderte! Und spätestens mit P.A.R.T.Y. war die Pause vorbei! Captain Yarrface trank, perfekt auf den Takt, aus seinem Schuh im Hintergrund, aber das erwarten wir natürlich auch von ehemaligen Lagerstein-Bassisten. Das Publikum bildete wieder die ersten kleinen Moshpits. Für das folgende Lied, Death Throes of the Terrorsquid, wünschte sich die Band eine riesige Wall of Death und das Publikum folgte diesem Wunsch! Mit Shit Boat (No Fans) endete das Set mit einer ausgelassenen Party, was zugegeben nicht anders zu erwarten war.
Doch das war nicht das Ende, ja, dieses war nah, aber es war noch etwas Zeit für Drink! Der Roboter von Rumahoy verirrte sich auf die Bühne und legte ein Tänzchen ab, denn was der Captain kann, kann der Robo-Mann doch auch! Noch etwas, das sich auf die Bühne verirrt hat, war ein einzelner Schuh, den wohl ein Fan in Ekstase dahin befördert hat, aber keine Sorge, nach wenigen Sekunden bekam er ihn auch zurückgeworfen. Ob vorher aus diesem getrunken wurde können wir an dieser Stelle nicht sagen. Mit Zombies Ate My Pirate Ship sollte das Konzert dann langsam ausklingen, davor formte das Publikum noch eine Wall of Death und anschließend kam sogar eine hübsche junge Dame im Blumenkleid auf die Bühne, um noch ein Ständchen in ihre Haarbürste zu singen, was ein Fest! Doch so langsam musste es dann doch zu Ende gehen, das Schiff war weg und übrig blieb wohl nur noch ein Anker…
Wofür dieser dann genutzt wurde… ach komm, ihr seid ja alle erwachsen! Mit Fucked With an Anchor wurde auch noch der letzte Funken Kraft aus der feierfreudigen Meute geholt und die Band wurde nochmal gebührend mit vielen erhobenen Mittelfingern verabschiedet. Wer an dieser Stelle nicht komplett fertig war, hat definitiv zu viel Kondition oder etwas falsch gemacht!

Setliste: Keelhauled / Pirate Metal Drinking Crew / Under Blackened Banners / The Sunk’n Norwegian / Alestorm / Hangover / Magellan’s Expedition / Mexico / Nancy the Tavern Wench / Rumpelkombo / P.A.R.T.Y. / Death Throes of the Terrorsquid / Shit Boat (No Fans) / Drink / Zombies Ate My Pirate Ship / Fucked With an Anchor

Schreiberling: Roksi Helscher

Fotografin: Steffi Seubert

Über Roksi 494 Artikel
Roksana Helscher, Fotografin und Redakteurin. Seit 2016 bei Dark-Art dabei, ein Teil der Chefredaktion und das Mädchen für alles. Seit meinen ersten Konzertfotografie-Gehversuchen in 2011 bis heute unterwegs und versuche das Geschehen auf großen und kleinen Bühnen zu dokumentieren.

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