Adventskalender: Türchen 9

Band: Wardruna

Herkunft: Bergen, Norwegen
Genre: Nordic Ritual Folk, Folk Ambient, Dark Ambient

 

Kommentar der Redaktion:

Ich kann mich nicht mehr ganz erinnern, was meine erste BEWUSSTE Begegnung mit Wardruna war.
Die ersten Male dürfte ich Sie als Hintergrundmusik der weithin bekannten Serie ‘Vikings’ vernommen haben, ohne mich allerdings weiter damit zu befassen.
Es sollte noch einige Zeit dauern, bis ich erneut auf das Genre ‘Northern Ambient’ aufmerksam wurde und damit erst begann, diesen ganz eigenen Sound in den passenden Momenten über die Anlage erschallen zu lassen.
Genauer, bis kurz nach Release der 2ten Staffel von ‘Vikings’.

Ich lebte zu der Zeit in einer WG, die 2te Staffel ist gerade veröffentlicht worden und ich hatte die DVD Box bereits vor mir liegen, als meine Mitbewohner fragten, ob sie sich denn nicht noch anschließen könnten.
Sie hatten so viel Gutes über die Serie gehört – hatten allerdings bisher beide noch nicht die erste Staffel gesehen.
Also wurde schnell der Entschluss gefasst, dass die beiden in einem Wochenende die erste Staffel “durchbingen”, damit wir anschließend gemeinsam Staffel 2 beginnen konnten.
Während also die anderen beiden ihren Serien-Marathon absolvierten, gesellte ich mich immer wieder einmal dazu. Hier fiel mir in der 4ten Folge der ersten Staffel, das erste Mal der heute weithin bekannte Sound von Fehu auf.
Sofort landete der Song auf diversen meiner Playlisten und so ging es mit anderen Tracks weiter, bis rund die Hälfte der Lieder der ersten beiden Alben auf Listen gelandet waren.

Allerdings war der Runaljod (zu deutsch: Runenlehre) Zyklus noch unvollständig.
Das Album Ragnarok, die Götterdämmerung bzw. die Apokalypse der nordischen Mythologie, war noch nicht erschienen.
Alle Alben dieses Zyklus, enthielten Titel, die eine der Runen, welche eine zentrale Rolle in der nordischen Mythologie darstellen, repräsentieren sollten, wie bspw. das bereits erwähnte Fehu, aber auch Titel wie Gibu oder Raido.

Schon mit den drei Alben stand mein Entschluss fest, dass ich diese Band alsbald möglich einmal live erleben wollte. Allerdings kam erst einmal ein einschneidendes Erlebnis dazwischen – die Corona-Pandemie.

Während dieser Pandemie wurden dann allerdings, die für mich wohl persönlich bedeutendsten Titel überhaupt, veröffentlicht- Lyfjaberg und Grá.
Die Stimmung dieser Lieder, die Mischung aus dem Gesang von Einar Selvik und Lindy-Fay Hella und ihre zugrunde liegenden Thematiken, umschiffen erfolgreich eine Menge der Barrieren, die man ganz natürlich im Alltag um sich herum platziert hat und berühren einen auf einer tiefen Ebene – oder aber man versteht die Faszination hinter ihnen einfach nicht.
Nach der Reaktion all der Menschen, denen ich diese Lieder zeigte zu Folge, gibt es scheinbar nichts dazwischen.

2022 war es dann endlich soweit- die Nordic Night Tour wurde fortgeführt und ich konnte Wardruna gemeinsam mit Eivør, Kavandra und Lindy-Fay Hella als Solo Performance, im wunderschönen Amphitheater in Gelsenkirchen erleben.
Das Publikum war zwar dominierend schwarz gekleidet und dem entsprechenden Genre zuzuordnen, aber viele Besucher waren auch anders beheimatet, in denen klassische Instrumente und Gesang geschätzt werden.
Unter ihnen waren auch einige Gestalten zu finden, die aussahen, als wären sie glatt aus stereotypischen (wenn auch nicht historisch korrekten) Serien über Wikinger entsprungen.
Wahre Hünen, lange Haare, noch längere Bärte, muskelbepackt und den Oberkörper voller Farbe, auf und/oder unter der Haut.
Und um einmal, mit dem gerade durch die Beschreibung erzeugten Stereotyp, direkt wieder zu brechen:
Der größte Anteil an Menschen, welche ich nach eben jenen bereits erwähnten Liedern, Lyfjaberg und Grá, mit Tränen in den Augen und komplett ergriffen sich von der Bühne entfernen sehen, waren genau eben jene Bären von Menschen.

Dieses Erlebnis bestätigte mich endgültig in dem Eindruck, dass Wardruna’s Musik irgendwo ganz tief in uns ansetzt, entweder bringt es etwas sehr empfindliches in uns zum Schwingen – oder berührt uns überhaupt nicht.
Doch wenn es einen ergreift, dann meist auf eine sehr schöne Art und Weise, die einen zum Nachdenken und zur Selbstreflektion anregt.
Etwas, dass uns allen nicht schaden kann.

Liveimpressionen:

Musikvorschlag:

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Bei der Aktion Adventskalender, stellen euch die Redaktionsmitglieder eine Band vor, die ihnen am Herzen liegt. Sei es die Lieblingsband oder eine, welche für den Redakteur bedeutsam oder prägend war, unabhängig von der Größe oder der Bekanntheit.

 

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