12.07.2019 Mittelalter Open Air Gräfenberg

Es schien ein ganz gewöhnlicher Freitag zu werden, da dachten sich die Jungs von Dark-Art, lasst uns doch einmal etwas Ungewöhnliches machen. Und so kam es am 12.07.2019 nun dazu, dass wir uns auf machten um nach längerer Recherche der genauen Lokalität, das „Historische Bürgerfest Gräfenberg“ zu besuchen. Schließlich fand an besagtem Tag traditionell zu Beginn des Festwochenendes auf dem Marktplatz das zugehörige Mittelalter Open Air statt. Das könnten wir uns doch mal genauer anschauen dachten wir uns und so geschah es, dass wir uns auf die große Reise in das beschauliche Städtchen nordöstlich von Erlangen begaben.

Bereits zum siebten Mal seit 1989 im Turnus von fünf Jahren kam es nun zu diesem Spektakel in der mittelalterlichen Altstadt bei dem neben dem Konzertabend am Freitag, für den wir angereist waren, über das gesamte Wochenende noch folgende Attraktionen geboten wurden:

  • Mittelaltermarkt mit Händlern und Gauklern
    • Vorführungen mittelalterlicher Handwerkskunst
    • Großer historischer Festzeitszug
    • Kulinarische Genüsse – Trank und Speisen aus Mittelalter und Neuzeit
    • Auftritte mittelalterlicher Bands und Straßenmusiker

Nun jedoch zu der musikalischen Gestaltung des Mittelalter Open Airs. Hier durften 3 Bands, die sicherlich eingefleischten Szeneanhängern bekannt sind, dem Flair einen Hauch von Mittelalter verleihen.

Um 19.30 betraten so als erste Draco Faucium aus Crottendorf im Erzgebirge die Bühne. Dies war für mich persönlich die einzige Band, die ich selbst noch nicht kannte, aber deren Namen mir bei anderen Veranstaltungen  schon ins Auge gesprungen war. Was als erstes positiv auffiel, war, dass die Band mit 3 Sackpfeifen und ansprechender Präsenz des Sängers Peter, direkt dem langsam auf den Marktplatz strömendem Publikum bereits mit dem Intro zeigte, „eilt herbei… los geht’s!“  Nachdem nun die letzten Besucher noch damit beschäftigt waren, sich etwas zu Trinken und Essen zu besorgen, wobei der gesamte Marktplatz jedoch schon der Bühne die volle Aufmerksamkeit schenkte, legten die Spielmannstruppe kraftvoll mit der „Drachenschlacht“ nach. Im Anschluss daran betrat nun auch Sängerin Lisa die Bühne und regte nun im Duett und Geschichten über Diskrepanzen und die Duelle zwischen den Geschlechtern zum Tanzen und Lächeln auf, bevor sich finstereren Themen wie dem transsilvanischen Grafen gewidmet wurde. Nun fanden sich auch einige Kinder ein, die vor der Bühne tanzten und so auch die zurückhaltenden „Größeren“ animierten, die Hüften kreisen zu lassen. Ohne nachzulassen ging es weiter mit ordentlich Folk Rock und allem was das Fanherz begehrt. Dudelsäcke, Drehleier, Flöten, Akkordeon und alles was mittelalterliches Flair versprüht ließ jetzt auch den letzten Kritiker nicht mehr ruhig stehen und die Stimmung stetig steigen. Und es wurde konstant weiterer voran fortgeführt, egal ob sich der „Geist“  erhob oder die „4 Elemente“ tanzten. So wurde es auch immer kuscheliger auf dem gesamten Gelände. „Hochmut“ kommt vor dem Fall tönte es von der Bühne, was aber nichts mit dem Erlebnis „Draco Faucium“ zu tun hatte und so erreichte die Show nach 12 Nummern mit dem Herbeirufen der „Hexenjäger“ ihren Höhepunkt. Eine tolle Interaktion mit dem Publikum bescherte allen einen großen Abschied bevor es mit dem Abendprogramm weitergehen sollte. Alles in allem, eine sehr gute Live Band, mit tollem Auftreten, die Ihren Platz in der Mittelalterszene auf absolut verdient hat und einen Besuch wert ist!

Die Umbaupausen waren mit 45 Minuten für den gewöhnlichen Konzertgänger vielleicht etwas lange angesetzt, wer jedoch aufmerksam betrachtete, was sich vor der nächsten Band auf dem Bühnenbild alles veränderte, hatte jedoch keine Probleme mehr dies nachzuvollziehen. Schließlich musste ein großer Galgen mit vielen Becken und mächtigen Trommeln nun auf der Bühne platziert werden, bevor Zackenflanke mit ihrer Show beginnen konnte und so fühlte sich auch diese Pause nicht wirklich lange an und man konnte noch gemütlich ein Bier oder einen Met schnabulieren um der Atmorphäre aus alten Zeiten die bessere Abrundung zu würdigen.  Als die ersten druckvollen Töne die Dudelsäcke auf der Bühne verließen, sammelte sich direkt die gesamte Besuchermeute vor den Zackenflanken ein um mit ihnen zu feiern. Die Formation mit 3 Sackpfeifen, Schalmei, Tin Whistle, Davul, Tablas, Darabuka, Bouzouki, Gitarre, der Landknechtstrommel und noch weiteren Instrumenten steht für außergewöhnlichen Klang der Extraklasse, was sie an diesem Abend auch wieder unter Beweis stellten. Dass bei so vielen Klangerzeugern der Fokus sehr musikalisch ausgelegt ist, dürfte auch niemanden verwundern, was jedoch der Ausdrucksstärke der Band keinen Abbruch macht. Und so begann das Konzert auch erstmal rein instrumental, und stellte den Zuschauer auch gleich auf den ganz speziellen Spirit dieser Band ein. Anschließend ertöne der „Teufelsritt“ und ganz Gräfenberg wurde von einem Rhythmus erfüllt, der jeden die darauf folgende Gunst der Stunde spüren lies. Feste soll man feiern wie sie fallen und zum Feiern luden Zackenflanke mit einer gut abgestimmten Mischung aus musikalischer Finesse und dezent dahinter angestellten Gesangseinlagen ein. Ein Ohrenschmaus der den ganzen Körper durchfuhr, als kurz darauf die Schalmei den „Zephyrus“ einläutete. Direkt darauf folgte auch schon das nächste Highlight, als gen Mitte des Auftritts die „Apokalyptischen Piper“ die Bühne enterten und die Stimmung auf die Spitze trieben, während sich das Publikum zwischen Schunkeln und im Kreis tanzen wechselte. Und so jagte ein Hit den nächsten. Egal ob „Asmodeus“ oder als niemand wusste was man mit dem Drunken Sailer bei „Ferromorphosis“ früh am Morgen machen soll blieb kein Stein mehr auf dem anderen. Und nachdem das Leid von der göttlichen „Gundula“ besungen wurde, folgten als kraftvolles Finale noch der „Heiduckentanz“ und die „Zackenflanke“ die deutlich zeigten, dass die Band es schon lange verdient von den Mittelaltermärkten des Landes auf die Bühne geschafft hat.

Doch nun kam es auch schon zur letzten Band des Mittelalter Open Airs und so betrat gen 22.45 Uhr Ignis Fatuu die Bühne zu Gräfenberg und es wurde düster, als zum Auftakt „Die 4 Reiter der Apokalypse“ das Bürgerfest heimsuchten. Und so begann der Abend deutlich rockiger zu werden, da nun nicht nur folkige Instrumente sondern auch E-Gitarren den Sound dominierten. Leider begann nun jedoch das unbeständige Wetter langsam zuzuschlagen und so brachten die 4 Reiter auch noch den lange befürchteten Regen mit sich. Dies sollte jedoch der Stimmung keinen Abbruch tun. Und so kam es, dass zwar das in der „Alchemie“ nicht alles Gold ist was glänzt, jedoch auch Regen der vom Himmel fällt keine schlechte Laune bedeuten muss. Und stürmisch ging es weiter, als der erste Klassiker der Anfangszeit der Band, „Nordwind“, wütend nach der Menge schlug und das Wetter zur Nebensache werden ließ. Denn sicherlich auch des Verstärkten Line-Ups wegen mit Aushilfe an den Flöten, dem weiblichen Gesang und der 2ten E-Gitarre hatten nun alle Zuhörer „Blut geleckt“ und feierten das gut durch die nun schon fast 15 jährige Bandhistorie gestrickte Programm. So kam der „Hochmut“ vor dem Fall oder wurde auch die griechische Göttin des Zorns, „Nemesis“, zum Konzeptalbum der Albrecht Dürer Kupferstiche besungen, bei denen der aktuelle Sänger P.G. mit herausragender Performance den kompletten Markplatz von der ersten bis zu letzten Reihe in seinen Bann zog. Auf Grund des Wetters, lies sich der Mond trotz inzwischen gewordener Nacht nicht zeigen, doch „Hyazinthen“ blühen auch wenn der Tag schon geendet hat. Der Regen lies leider immer noch nicht nach und so waren die „Stillen Wasser“ gar nicht allzu still. Aber wer braucht schon Stille beim Feiern? Schließlich waren die komplette Bühnenbesetzung und der gesamte Zuschauerraum voll in Bewegung als es „Wolfszeit“ wurde. Hier wurden keine Gefangenen gemacht, sondern Spaß und Party mit einer extrem guten Bühnenpräsenz gehuldigt, bei der einfach alles zu einander passte. Und nun passierte das völlig unerwartete. Es kam zu einem Drumsolo. So weit so gut und nichts zu außergewöhnliches. Doch dies wurde spontan in die verlängert, als wie aus dem Nichts auf einmal der gesamte Strom auf der Bühne fehlte. Glücklicherweise ließ sich das Publikum davon jedoch nicht beirren und feuerte den Drumer zu neuen Höchstleistungen an. Aber auch dieser Vorfall war schnell wieder unter Kontrolle und so konnte nach 15 Jahren und den ersten technischen Problemen auf der Bühne in der Bandgeschichte zum finalen Schlag ausgeholt werden. So gaben Band und Fans beim „Spiel des Lebens“ noch einmal Alles. Abgerundet wurde das Konzert noch mit einem Stück der ersten Scheibe „Es werde Licht“ als die „Wächter der Nacht“ das Mittelalter Open Air zum sicheren Geleit in den neuen Tag entließen.

Zusammenfassend kann man nur noch sagen, dass es sich um eine sehr gelungene Veranstaltung handelte, mit nettem Markttreiben, außergewöhnlichen Köstlichkeiten und hervorragenden Bands die alle, trotz teils neuer Besetzung eine perfekte Bühnenshow vorzuweisen hatten. Es war uns auch eine Freude den Veranstalter und sein Team kennen zu lernen, die alle mit viel Herzblut und Überzeugung für dieses Spektakel eingetreten sind und eine historische Wohlfühlatmosphäre geschaffen haben. Da ist es fast schon schade, dass das historische Bürgerfest Gräfenberg nur alle 5 Jahre stattfindet, andererseits hat man somit immer ein Highlight auf dass man sich freuen kann. Und auch alle Besucher, die sich trotz teils starker Regenfälle nicht von der Bühne abwanden haben dieses Fest seines Namens würdig gemacht.

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